Blog

KIES - Wilmersdorf MENSCHEN IM KIES: Explosion der Farben Februar/März 2021

Hinzugefügt am 27.02.2021


Explosion der Farben – der Maler Enrico Mocellin

„Ich übertrage meine Gefühle in Farben auf die Leinwand, betone die Dynamik zwischen den Kontrasten und vollende mein Werk in Harmonie mit mir selbst.“ Dieses Zitat findet sich auf der Website des Malers Enrico, auch Rico genannt, Mocellin und es hat neugierig gemacht. Um mehr zu erfahren, haben wir den Maler in seinem Wilmersdorfer Atelier besucht.

An einem grauen Novembertag betreten wir die Wohngalerie von Enrico Mocellin und finden uns von einer Sekunde zur nächsten in eine andere Welt versetzt. Ein heller Raum, die Wände bedeckt mit vielen großformatigen Bildern, die mit ihren wild leuchtenden Farben sofort eine positive Stimmung erzeugen. „Ich mag die abstrakte Malerei. Hier kann jeder Betrachter selber interpretieren.“ Nun, dass diese Aussage funktioniert, kann der Besucher sofort bestätigen. Das Kopfkino läuft auf Hochtouren. Je länger man schaut, desto mehr wird die Phantasie angeregt.


Die Wurzeln

„Meine Bilder sind nicht geplant, es ist immer eine Überraschung, was daraus entsteht. Ich lasse mich von Gefühlen leiten und spiele mit den Farben.“ Enrico Mocellin stammt aus dem Süden Brasiliens und wurde als 14. von insgesamt 15 Kindern in eine Bauernfamilie hineingeboren. Die Großeltern waren italienische Einwanderer, die sich in der Nähe von Porto Alegre – übersetzt ‚Fröhlicher Hafen‘ – im Bundesstaat Rio Grande do Sul niederließen. „Bereits als kleiner Junge habe ich meiner Kreativität freien Lauf gelassen, habe gebastelt, gemalt und Puppen genäht, wenn ich meine Aufgaben im Haushalt erledigt hatte. Dazu gehörten unter anderem Kühe melken sowie Hühner und Schweine versorgen. Die kleinen Tiere habe ich geliebt. Meine Mutter und meine Geschwister standen meinen ersten künstlerischen Versuchen interessiert gegenüber, wenn ich zum Beispiel aus Mineralien und Erden meine eigenen Farben mischte und mit ihnen Bilder malte.“


Schon früh war dem Jungen klar, dass seine Zukunft nicht in der Landwirtschaft liegen würde. „Mit Beginn der 8. Klasse wollte ich auf ein Internat. Eines meiner Ziele war es, sieben Sprachen zu lernen. Das Internat war verbunden mit einer Agrartechnikschule. Neben den normalen Schulfächern erhielten wir Unterricht in Landwirtschaft und Tierhaltung. Hier war viel Platz und es existierte ein Atelier für den Kunstunterricht. Mit meiner Kunstlehrerin habe ich mich außerordentlich gut verstanden, sie hat mich sehr gefördert und in meinem Interesse an der Kunst bestärkt.“ Um das Schulgeld für das Internat aufzubringen, hat Rico Mocellin an den Wochenenden gearbeitet. Nach dem Abitur zog er in die Stadt Santa Maria, ebenfalls im Bundesstaat Rio Grande do Sul gelegen, um an der dortigen staatlichen Universität Architektur zu studieren. Nach eineinhalb Jahren entschied er jedoch, nach Porto Alegre zu gehen und an einer privaten Kunst- und Schauspielschule eine Ausbildung als Film- und Theaterschauspieler zu absolvieren. Nach bestandener Prüfung arbeitete er einige Zeit in diesem Bereich bei verschiedenen Film- und Theaterproduktionen, doch es zog ihn weiter. 


Neue Wege

Vor rund 20 Jahren reiste Rico Mocellin ins nördliche Italien und arbeitete dort vier Jahre lang in der Stadt Vicenza. Die Kunst hatte er in der Zwischenzeit fast vergessen. Danach übersiedelte er nach Deutschland und wohnte zunächst in Köln, aber „2006 hat es mich dann nach Berlin verschlagen. Da ich schon immer viel Sport getrieben habe, absolvierte ich hier noch eine Ausbildung als Fitnessfachwirt und arbeitete nach dem Abschluss viele Jahre in einigen Fitnessstudios der Stadt. Die Kunst hat die ganze Zeit über ‚geschlafen‘. Eines Nachts aber hatte ich einen Traum. In ihm sprach ich mit mir selber und da kam auch das Thema Kunst wieder hervor. In diesem Traum fragte ich mich: Was wird aus deiner Kunst? Nach dem Aufwachen am nächsten Tag habe ich mir Farben und Leinwand gekauft und wieder mit dem Malen begonnen.“


"Die Farben aus der Landschaft meiner Kindheit und aus der Natur wollte ich auf die Leinwand bringen. Ich habe mit geschlossenen Augen gemalt und meine Hände verwandelten die traumhaften Erinnerungen in ein Bild. Wenn ich male, dann bin ich ein anderer, bin ich mein wirkliches Ich. Allein wie damals als Kind im Wald.“ Enrico Mocellin malt seine Bilder mit großen Spachteln auf Leinwand oder Aluminium-Verbundplatten. Er liebt den Geruch von Ölfarben und außerdem, dass man mit ihnen noch nach Tagen weiterarbeiten kann, da dieses Material lange frisch bleibt. Die abstrakten Bilder strahlen eine ansteckende Fröhlichkeit aus, gemalt in kräftigen, positiven Farben. Sie sind ausdrucksstark, spiegeln die Faszination für die Farben und Formen der Natur, die den Maler in seiner Kindheit in Brasilien so beeindruckt und geprägt haben. Zu seiner Entwicklung befragt, sagt er: „Man kann nichts beschleunigen, man muss auf den richtigen Moment warten. Ich hätte auch als Kind in meiner damaligen Umgebung immer weiter gemalt, aber dann wäre meine Geschichte völlig anders verlaufen. Meine Entwicklung ist endlos, wo sie mich hinführt, kann ich nicht sagen.“ 


Seit zehn Jahren wohnt und arbeitet Enrico Mocellin nun in Wilmersdorf. „Ich liebe diesen schönen und ruhigen Stadtteil“.  Da können wir ihm nur zustimmen. Außerdem sind wir überzeugt, seine farbgewaltige Kunst ist eine Bereicherung für unseren bei Künstlern der unterschiedlichsten Sparten so beliebten Kiez.         

     


KMdG


Weitere Informationen

https://www.rmocellin.com/


kies-wilmersdorf.png


Lesen Sie mehr

Hinzugefügt am 14.09.2016

Lesen Sie mehr

Hinzugefügt am 14.08.2016

Lesen Sie mehr

Abstrakte Kunst

Hinzugefügt am 24.07.2016

Abstrakte Kunst ist eine Sammelbezeichnung für nach 1900 in Erscheinung tretende Kunstrichtungen des 20. Jahrhunderts. Sie verwendet die bildnerischen Gestaltungsmittel teils – wie der Kubismus – vom Gegenstand abstrahierend, teils völlig losgelöst von Natur und realen Gegenständen (gegenstandslose Kunst). Werke der ersteren Kategorie zeigen abstrahierte ("verwesentlichte", auf eine Essenz verdichtete) Gegenstände, Figuren, Räume. Werke der letzteren Kategorie bedienen sich autonom der visuellen, künstlerischen Mittel, ohne jeden Gegenstandsbezug.vIn der Verbreitung der Fotografie mit ihrer neuen Qualität der Naturwiedergabe wird eine der Ursachen für das Entstehen der abstrakten Kunst gesehen.  ( https://de.wikipedia.org/wiki/Abstrakte_Kunst )

Wassily Kandinsky: Aquarell ohne Titel, 1910 oder 1913 entstanden

Wassily Kandinsky: Aquarell ohne Titel, 1910 oder 1913 entstanden

 

Lesen Sie mehr
Diese Website wird unterstützt von: Webdesign Agentur Berlin
Präsentiert von Artmajeur